Gelassen bleiben! – oder: Der Stress mit dem Stress

Sie kennen Situationen, in denen sie sich überfordert fühlen, wütend sind, verärgert oder gereizt reagieren?

Sicher, denn das kennt jeder. Solche Situationen gehören zum Leben dazu. Das ist für Körper und Psyche so lange kein Problem, so lange der Druck nicht zur Dauerbelastung wird. Wenn nach der Überforderung Erfolgserlebnisse zu verbuchen sind, nach dem Ärger Freude einkehrt schlicht, wenn auf Anspannung Entspannung folgt. Bei vielen Menschen ist aktuell der Druck allerdings dauerhaft zu hoch.

Die Statistiken der Krankenkassen zeigen seit Jahren, dass die Krankschreibungen aufgrund von psychischen Erkrankungen ständig steigen. Aber nicht nur Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Gereiztheit, Angst oder nicht mehr Abschalten können sind die Folge einer dauerhaft zu hohen Stressbelastung. Auch organische Erkrankungen wie Magengeschwüre und chronische Schmerzen können eine Folge von Dauerstress sein.

Auf die Dosis kommt es an

Die Aktivierung durch Stress macht uns reaktionsschnell, anpassungs- und leistungsfähig.

Die Stressreaktion des Körpers ist grundsätzlich eine gesunde Reaktion unseres Organismus auf Belastungen.  Wird diese Reaktion allerdings dauerhaft vom Körper gefordert oder sind die Zeit zwischen den langandauernden Stressphasen zu kurz um sich regenerieren und erholen zu können, dann -und erst dann- wird Stress zum Problem. Solange Stress also kein Dauerzustand ist und der Organismus immer wieder zur Ruhe kommt und sich erholen kann, macht die tägliche Portion „Stress“ uns leistungsfähig, sorgt für Antrieb, Energie und Tatendrang.

Was aber, wenn die Dosis dauerhaft zu hoch ist und der Körper durchgehend auf Hochtouren läuft?

Dann funkt unser System „SOS“ und sendet Warnsignale aus, wie z.B.:

  • nicht Abschalten können,
  • schlecht schlafen
  • Kopfschmerzen
  • miese Stimmung
  • Konzentrationsprobleme
  • Verdauungsbeschwerden.

Diese Warnsignale gehen oft einher mit nicht so gesunden Stressbewältigungsstrategien wie:

  • zu viel essen
  • zu viel Alkohol
  • der Griff zu Medikamenten, die Entlastung bringen sollen

Experten sprechen bei dieser Art des Stresses dann von chronischem oder auch toxischem Stress.

Warnsignale für Stress

Eine gute Übersicht über Warnsignale für zu viel Stress und eine Möglichkeit der Selbsteinschätzung bekommen Sie, wenn sie den Stresstest auf dieser Seite machen.

Sie müssen sich dafür weder anmelden noch Daten angeben. Sie können einfach reinklicken und loslegen – der Test dauert nur ca. 3 Minuten.

Belastungen reduzieren – Wohlbefinden stärken

Wenn Menschen in einer akut hohen Belastungssituation, meist verbunden mit chronischen Stress und zu mir ins Coaching kommen, ist deren Leistungsfähigkeit und Energielevel i.d.R. äußerst gering. Ohne Kraftreserven und einem Energiedefizit oft schon lange bestehende Probleme lösen zu wollen ist allerdings schwierig bis unmöglich.

Der erste Schritt, bevor es an die Probleme und Ursachen geht, ist dann Auftanken und alltägliche Belastungen soweit wie möglich reduzieren. In einer solchen Belastungssituation ist die Frage „Was tut Ihnen gut?“ „Wo erholen Sie sich am besten?“ angebracht.  Es geht zunächst darum, den Energielevel anzuheben um sich dann gestärkt den Problemen und (inneren und äußeren) Belastungsfaktoren zuwenden zu können.

Übrigens:

Meiner Erfahrung nach ist schlafen die einfachste und beste Art der Regeneration. Wenn Sie also momentan gerade viel Stress haben, und (noch) gut schlafen können, dann erhöhen Sie doch einmal probeweise Ihre Schlafdauer. Gehen Sie früher zu Bett und gönnen Sie sich regelmäßig eine Extraportion Schlaf. Sie werden vermutlich schnell bemerken, dass ihre Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit langsam wieder ansteigt.

3 Ebenen der Stresskompetenz

Instrumentelle Stresskompetenz

Instrumentell bedeutet es geht um all jene Kompetenzen – bei denen Sie etwas tun und aktiv sind: Sich Wissen aneignen und dazulernen um künftig souveräner bislang „stressigen“ Situationen zu begegnen. Problemlösestrategien anzuwenden statt lediglich „aus dem Bauch heraus zu agieren“. To-do-Listen oder andere Tools des Zeit- und Selbstmanagements anwenden … all diese Aktivitäten gehört zum Bereich der instrumentellen Stresskompetenz.

Mentale Stresskompetenz

Steht für all das, was von außen unsichtbar in Ihnen abläuft, womit Sie Belastungen dämpfen und reduzieren bzw. sie erst gar nicht aufkommen lassen. Die Rede ist hier von Ihren Gedanken, Ihren Bewertungen und Ihrem Blick auf sich selbst und die Welt. Mentale Stresskompetenz bedeutet, sich Strategien und Blickwinkel anzueignen die quasi von innen heraus stressmindernd wirken. Darunter fällt u.a. auch, sich selbst zu kennen und die Bereitschaft sich zu verändern.

Übrigens:

alles was das eigene Selbstbewusstsein und den liebevollen Blick auf sich selbst stärkt, fördert diese Ebene der Stresskompetenz enorm.

Also fragen Sie sich doch regelmäßig: „Was habe ich heute gut gemacht?“ Und klopfen Sie sich selbst viel öfter lobend auf die Schulter. Damit stärken Sie sich nachhaltig!

Regenerative Stresskompetenz

Meint die Fähigkeit, sich zu Erholen und zu Entspannen. Dazu gehört auch die Fähigkeit zu Genießen. Dabei geht es darum, einen guten Ausgleich zu schaffen um in Balance zu bleiben. Wir alle sind Belastungen ausgesetzt, solange die Gegenstrategien (Pausen, Ausdauersport, Entspannungsübungen, Flow-Momente, ….) ausreichen und sich der Organismus immer wieder entspannt und sich regeneriert, ist alles im Lot.

Einer der wichtigsten Punkte auf dieser Ebene ist es, auch im Tagesverlauf regelmäßig Pausen zu machen. Dadurch wird Dauerspannung vermieden und das Abschalten am Feierabend fällt leichter.

Stresskompetenz stärken

Wenn Sie Ihre Stresskompetenz stärken wollen, starten Sie auf der Ebene, die Ihnen am leichtesten fällt und holen Sie sich Unterstützung und Rat (durch Seminare, Bücher oder einen Coach) für die Bereiche, in denen sie alleine nicht weiter kommen.

Und bitte:

Haben Sie Geduld mit sich. Chronischer Stress entsteht nicht von heute auf morgen und er wird auch nicht von heute auf morgen verschwinden. Freuen Sie sich über jeden kleinen Schritt hin zu mehr Gelassenheit, Gesundheit und Wohlbefinden.

  • Mein Buchtipp: „Power durch Pause“ von Prof. Inge Froböse.
  • Dieses Buch bringt die Erkenntnisse des Leistungssports und des Stressmanagements sehr gelungen zusammen und zeigt auf, was ein optimiertes Pausenmanagement für das Wohlbefinden und die persönliche Belastbarkeit bewirken kann.